Die Fan-Randale beim Relegationsspiel 1860 München gegen den Jahn Regensburg sind nur ein weiterer trauriger Höhepunkt für zunehmende Gewalt im Umfeld von Fußballspielen. Dennoch dürfen Fußballfans nicht undifferenziert als homogene Gruppe betrachtet und in Sippenhaft genommen werden. Der weit überwiegende Teil der Fußballfans pflegt und wünscht sich eine friedliche Fan-Kultur. Gewalt und GewalttäterInnen haben jedoch keinen Platz in den Stadien und müssen deshalb auch konsequent strafrechtlich verfolgt werden. Der Ruf nach einer Verschärfung von Sanktionsmaßnahmen, wie er von Innenminister Herrmann jüngst wieder laut wurde, ist aber lediglich reflexhafte Law- und Order-Kosmetik. Weder die Ausweitung der Polizeipräsenz, noch die Abschaffung von Stehplätzen in Stadien oder die Ausweitung von Stadionverboten werden das Problem im Kern beheben können. Stattdessen muss der Dialog und Ausbau präventiver Maßnahmen im Vordergrund stehen. Während die Polizeipräsenz in Bayern bei Fußballspielen in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut wurde, erhöhten sich die Mittel für die präventive sozialpädagogische Arbeit der Fanprojekte nur minimal. Fanprojekte brauchen deshalb nicht nur eine bessere finanzielle Ausstattung, sondern müssen auch angemessen von Liga, Verbänden und Vereinen miteinbezogen werden. Mit starken Fanprojekten kann man auch dem zunehmenden Problem der Unterwanderung der Fanszene durch Rechtsextreme begegnen. Ein sicheres Stadionerlebnis ist Aufgabe von Polizei und Vereinen gleichermaßen, was einen kontinuierlichen Dialog erfordert. Vereine können durch geschulte Fanbetreuer bei Heim- und Auswärtsspielen zur Deeskalation beitragen. Eine hohe Polizeipräsenz in und vor Stadien allein wird nicht die gewünschte Entspannung bringen. Aufgrund der positiven Erfahrungen in Nordrheinwestfalen sollte deshalb auch in Bayern ein Pilotprojekt zur lageangepassten Reduzierung der polizeilichen Präsenz bei Fußballspielen durchführen. Dies kann zur Entlastung der Polizei und gleichzeitig zur Stärkung der Selbstverantwortung der aktiven Fanszene beitragen.