Auf Einladung der IHK Regensburg für Oberpfalz und Kelheim besuchte Jürgen Mistol gemeinsam mit seinen Fraktionskolleg*innen Ulrike Gote, Christine Kamm, Kerstin Celina und Thomas Mütze sowie einigen Mitarbeiter*innen für zwei Tage die Stadt Pilsen, um sich über die deutsch-tschechische Zusammenarbeit in den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Technik und Kultur zu informieren.
Zunächst stand der Besuch des IHK-Regionalbüros Pilsen auf dem Programm. Hauptgeschäftsführer Dr. Jürgen Helmes und die Leiterin des Büros, Karla Stánková, stellten die Aktivitäten und Projekte des Regionalbüros vor. Helmes nannte die Fachkräftesicherung, die Vergleichbarkeit der Abschlüsse und die Schaffung von Planungssicherheit für die Betriebe als wichtige Themen. In Pilsen zeige die IHK, was Europa ausmache. Jürgen Mistol bedankte sich für die Organisation der Reise und verwies darauf, dass Pilsen eine hohe Dynamik ausstrahle, ähnlich wie Regensburg. Karla Stánková ging auf den Wirtschaftsstandort Tschechien ein. Etwa 100 Oberpfälzer Unternehmen unterhalten grenzüberschreitende Geschäftsbeziehungen. Die Auftragslage der tschechischen Unternehmen sei sehr gut, allerdings würden sowohl qualifizierte als auch ungelernte Arbeitskräfte fehlen. Die Deckung der Nachfrage nach Arbeitskräften werde ohne Zuwanderung nicht funktionieren, so Mistol. Auf seine Frage nach dem Stand der Diskussion teilte Karla Stánková mit, dass Zuwanderung von staatlicher Seite nicht gefördert werde.
Danach besuchte die Delegation das Unternehmen ZF Engineering Pilsen, einen der 20 Hauptentwicklungsstandorte der Firma ZF Friedrichshafen AG, um sich über das gelebte Miteinander zwischen Deutschland und Tschechien zu informieren, so Mistol. ZF Pilsen, so Managing Director Dr. Mathias Eickhoff, habe rund 400 Mitarbeiter*innen. Tschechienweit würden ca. 3500 Mitarbeiter*innen für ZF arbeiten. Der Schwerpunkt des Werks in Pilsen liege auf der Prüfung und dem Testen von Getriebesoftware und der Qualitätssicherung. ZF, so Eickhoff, setze auf intensiven Kontakt zu den technischen Universitäten in Tschechien und habe eine eigene Vorlesung an der Universität Pilsen, die einen großen Praxisteil beinhaltet, initiiert. Zudem werde die Projektreihe „Kinder entdecken Technik“ an Schulen gefördert. Die Frauenquote im Unternehmen liege bei 15 Prozent. Auch Dr. Eickhoff verwies auf die schwierige Akquise von Arbeitskräften, weshalb ZF seine Standorte über Tschechien verteilen würde. Im Anschluss an das Gespräch führte Dr. Eickhoff die Gruppe durch das Werk.
Am Abend des ersten Tages fand ein Abendessen mit Vertreter*innen der tschechisch-bayerischen Zusammenarbeit statt. Dazu konnte Jürgen Mistol Ing. Jan Lontschar, den Direktor des Koordinierungszentrums Deutsch-Tschechischer Jugendaustausch Pilsen, Mgr. Vaclav Vrbík vom Geschichtspark Bärnau-Tachov, Lucie Valentova, Technologie- und Netzwerkmanagerin im Beratungsbüro bayerisch-tschechischer Grenzraum des Bezirks Oberpfalz, Hans Eibauer, den ehemaligen Leiter des Centrums Bavaria Bohemia, seine Nachfolgerin Veronika Hofinger, Harald Ehm und Robert Jodlbauer von der Euregio Egrensis sowie Karla Stánková, Dr. Jürgen Helmes und Dr. Mathias Eickhoff begrüßen. Nach einer kurzen Vorstellung ihrer Tätigkeitsbereiche tauschten sich die Gäste mit der grünen Delegation über Stand und Perspektiven der bayerisch-tschechischen Zusammenarbeit aus.
Am zweiten Tag besuchte die Delegation die Westböhmische Universität Pilsen. Sie wurde von Mgr. Romana Sucha vom International Office über den Campus geführt. Stationen der Führung waren die Fakultäten für Maschinenbau und Elektrotechnik, das Regionale Innovationszentrum für Elektrotechnik (RICE) und das Regionale Technologie Institut (RTI). Die Universität zählt 17000 Studierende, darunter etwa 500 Erasmus-Studierende für ein oder zwei Semester. Ebenfalls etwa 500 Student*innen aus Tschechien würden pro Jahr für ein oder zwei Semester nach Deutschland gehen, so Sucha. Das RICE, so Direktor Ing. Petr Frybl, der durch das Zentrum führte, finanziere sich zu 15 Prozent aus staatlicher Unterstützung und betreibe Auftragsforschung. Partner seien u. a. die TU München und die OTH Amberg-Weiden.
Anschließend besuchte die Delegation die kreative Zone DEPO Pilsen 2015, wo sie mit Kulturschaffenden ein Resümee des Projekts Kulturhauptstadt Pilsen 2015 zog. Jirí Suchánek, ehemaliger Direktor von „Kulturhauptstadt Pilsen 2015“ und Direktor von DEPO Pilsen 2015, begrüßte die Gäste und sein Kollege Jindrich Jindrich ging auf das Jahr Pilsens als Kulturhauptstadt und seine Nachwirkungen ein. Festzustellen sei, dass sich die Stadt Pilsen zur Nachhaltigkeit des Projektes „Pilsen 2015“ bekannt hat. Das Projekt DEPOT 2015 wende 15 Prozent seines Gesamtbudgets für Projekte bayerisch-tschechischer Kooperation auf, so Suchánek. Auf die Frage von Jürgen Mistol, wie sich der Blick auf Europa durch „Pilsen 2015“ geändert habe, antwortete er, dass er die weit verbreitete EU-Skepsis für eine Welle halte und hoffe, dass am Ende der gesunde Verstand über den Nutzen Europas siege. Diesem Wunsch konnten die Abgeordneten nur zustimmen.
Insgesamt konnten Jürgen Mistol und seine Kolleg*innen aus der Landtagsfraktion einige wichtige Impulse für die weitere politische Arbeit im Feld der bayerisch-tschechischen Beziehungen mitnehmen. Die Reise nach Pilsen endete mit der Besichtigung der Brauerei Pilsener Urquell, einem international tätigen tschechischen Unternehmen.