Der Staat fördert und sichert gleichwertige Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen in ganz Bayern, in Stadt und Land. So steht es in Artikel 3 der Verfassung des Freistaates Bayern.
Die derzeitige Debatte um kostenlosen öffentlichen Personennahverkehr vernachlässigt die Bedürfnisse der Landbevölkerung nach Mobilität jedoch. Haltestellen auf dem Land werden zu gering bedient, als dass es sich lohnen würde vom Auto (wenn man denn eines besitzt) auf Bus und Bahn umzusteigen.
Um ökologische und nachhaltige Lösungen für den ländlichen Raum zu diskutieren, luden die Landtagsabgeordneten Jürgen Mistol und Markus Ganserer – Sprecher für Mobilität von Bündnis 90/Die Grünen – zur Mobilitätskonferenz in die Max-Reger-Halle in Weiden ein.
„Fahr mit!“
Erster Gastredner, Peter Zimmert, stellte sein Musterprojekt vor. Seit 1978 beschäftigt er sich im Landratsamt Tirschenreuth mit dem ÖPNV. Dort scheute er keine kreativen Lösungsansätze und ersetzte einige Buslinien durch Baxis. Diese Kleinbus-Taxis fahren nur auf Anfrage zur gewünschten Haltestelle, dafür liefern sie ihre Fahrgäste bis vor die Haustür. Sie kosten im Betrieb nur ein Drittel einer Buslinie und für die Fahrgäste den normalen Linienbuspreis. Da diese Busse kleiner sind und nur die nötigen Strecken fahren, spart der Landkreis Tirschenreuth damit sogar noch klimaschädliche Abgase ein. Die Mobilitätszentrale über deren kostenlose Hotline man das Baxi bestellen kann, informiert auch über Anschlussmöglichkeiten mit Bus, Bahn oder Mitfahrgelegenheit. Projekte wie dieses könnten im ländlichen Raum der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft zunutze kommen, wenn die Förderung des Freistaates Planungssicherheit garantiere, so Zimmert.
Durch Bayern ohne Diesel
DB Netz AG Leiter des Portfolio Nordbayern, Robert Hanft, klärte über die geplante Elektrifizierung und den Schallschutz der Bahnstrecken von Hof bis Regensburg und von Nürnberg über Marktredwitz zur tschechischen Grenze auf. Dadurch werden Emissionen verringert, die Anwohner geschont und es ergeben sich ökonomische Chancen für die Region. Nach der Fertigstellung könnte unter anderem die Länderbahn „Alex“ von München bis Hof durchgehend elektrisch betrieben werden, erklärt Eugen Rubinstein Leiter der Länderbahn. Dadurch fällt auch das Umspannen der Loks in Schwandorf weg.
Politik muss sich zum ÖPNV bekennen!
Mit dem Ausbau der A3 bei Regensburg erwartet die Stadt sechs Jahre eine Zusatzbelastung zu ihrem bereits bestehenden Stauproblem. Damit Pendler*innen aus Stadt und Land trotzdem pünktlich und zudem umweltfreundlicher zur Arbeit kommen fordert Kai Müller-Eberstein ein Bekenntnis der Politik zum ÖPNV. Der Geschäftsführer des Regensburger Verkehrsverbundes (RVV) rät, Neukunden in die Busse und Bahnen zu locken. Das könnte durch mehr separate Busspuren, Bevorzugung der Busse an Ampeln, Pendlertickets und Verbesserung der Anschlussmöglichkeiten geschehen. Einiges davon wird bereits umgesetzt. Es gibt ein Jobticket Plus für Pendler*innen und die Projektlinie 78 die direkt vor das Werktor eines Autobauers fährt. Beide Projekte erfreuen sich steigender Beliebtheit.
Für den Vortrag über Carsharing sprang Markus Ganserer, Sprecher für Mobilität der Landtagsgrünen, und überzeugter Carsharing-Nutzer ein, nachdem der Gastredner Matthias Vondran ausfiel.
Die zahlreichen Besucher*innen der Veranstaltung und die lebhaften Diskussionen zeigen deutlich, dass das Thema Mobilität vor allem in den Ländlichen Regionen in den nächsten Jahren immer wichtiger wird. Die Antwort kann angesichts der demographischen Entwicklung, aber auch aus Klimaschutzgründen nicht der motorisierte Individualverkehr sein, sondern ÖPNV und alternative Mobilitätsangebote sind hier gefragt.