Die enge, historische Altstadt ist Unesco-Weltkulturerbe, beherbergt über 700 gastronomische Betriebe und ist der wichtigste Einzelhandelsstandort Regensburgs. Sie ist aber auch Arbeitsort und vor allem Wohngebiet von etwa 13.000 Menschen. Wie viele Fahrradständer und welche Sitzgelegenheiten braucht und verträgt solch ein Stadtkern?
In der Regensburger Stadtpolitik ist seine Gestaltung schon lange Thema: Für Diskussionen sorgt etwa die Sondernutzungssatzung, die Gastwirten vor schreibt, welche Farbe Sonnenschirme haben dürfen und wie Freisitzmöbel beschaffen sein müssen. Bei Befragungen hat die Bevölkerung immer wieder eine höhere Aufenthaltsqualität und vor allem mehr Sitzgelegenheiten ohne Konsumzwang eingefordert. Dieser Wunsch ist bereits im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen,Freien Wählern, FDP und Piraten verankert: Ein Möblierungskonzept soll die „Steinerne Stadt"- so der Name einer Stadtentwicklungsstrategie der 1990er-Jahre - mit mehr Grün ausstatten.
Das nun von der Verwaltung vorgelegte und vom Stadtrat mittlerweile sogar mit den Stimmen der Opposition beschlossene Möblierungskonzept trägt eine deutlich grüne Handschrift. Die Fußgängerzone wird umgestaltet, dabei kommt bei der Beleuchtung durchgängig LED-Technik zum Einsatz. Wegen der vielen Sondernutzungen und Veranstaltungen sollen für stark frequentierte Bereiche besonders gestaltete Sitzmöbel entwickelt werden, die sich leicht auf- und abbauen lassen. Dafür wird ein Wettbewerb unter Studierenden der Fachrichtungen Architektur, Industriedesign und Kunst ausgelobt. Weitere Fahradbügel sollen aufgestellt und zusätzliche Bäume gepflanzt werden.
Pläne und Beschlüsse sind das eine. Bei der Umsetzung aber geht es ans Eingemachte. Dank der umfangreichen Bürgerbeteiligung bin ich allerdings zuversichtlich, dass auch widerstrebende Interessen, der jener Stadtgesellschaft immanent sind, unter einen Hut gebracht werden können. In Zeiten der Opposition waren wir Grüne mit Initiativen zur Stärkung des öffentlichen Raums im Stadtrat immer wieder gescheitert. Nun freuen wir uns erst einmal über die beschlossene Neuinterpretation des öffentlichen Raums in der Regensburger Altstadt, die ohne grüne Beteiligung an der Stadtregierung wohl in dieser Form nicht gekommen wäre. Mein Credo: Der öffentliche Raum gehört den Menschen! Eine sinnhafte und ansprechende Gestaltung ist das eine. Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich diesen Raum dann aber auch erobern.