Den Abschluss des Wahlmarathons des letzten Jahres verbanden die Regensburger Grünen mit einer Feier anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Stadtratsfraktion. In seinem Festvortrag im Café Züchtig lud Jürgen Mistol die Anwesenden zu einer kleinen Zeitreise ins Jahr 1984 ein. Er erinnerte an den Kampf gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf, die damals schon in Planung, aber noch nicht in Bau war. Auch Tschernobyl hatte noch nicht stattgefunden. Die Friedensbewegung war auf ihrem Höhepunkt. Viele Menschen hatten begründete Angst vor einem Atomkrieg, demonstrierten gegen den NATO-Doppelbeschluss und kämpften mit Sitzblockaden gegen die Stationierung von Pershing-II-Raketen in Mutlangen. Bei einem bundesweiten Aktionstag im Oktober 1983 demonstrierten bundesweit etwa 1,3 Millionen Menschen, nicht nur bei der Menschenkette von Stuttgart nach Neu-Ulm und im Bonner Hofgarten, sondern auch in Regensburg. Auch der Rhein-Main-Donau-Kanal mit seinen nicht wieder gut zu machenden Eingriffen in Natur und Landschaft war in seinem Abschnitt zwischen Regensburg und Kelheim gerade einmal ein paar Jahre in Betrieb.
In Regensburg begann die Universität im städtischen Leben spürbar zu werden. Initiativen wie das FORUM oder die Altstadtfreunde hatten schon große Erfolge bei ihrem Engagement für den Erhalt der historischen Altstadt und gegen Planungen für eine autogerechte Stadt. Die Bevölkerung begann die Altstadt wieder zu entdecken und wertzuschätzen. Bei der Kommunalwahl wurde nicht nur der CSU-Politiker Friedrich Viehbacher wiedergewählt, auch die Grünen zogen erstmals in den Stadtrat ein - zu dritt und damit gleich von Anfang an in Fraktionsstärke. In den Bundestag waren die Grünen im Jahr zuvor gewählt worden, auf Landesebene erfolgte der Einzug allerdings erst 1986. Vor allem die politischen Mitbewerber waren noch einige Jahre später der festen Überzeugung, dass das Auftauchen der Grünen nur eine vorübergehende Erscheinung wäre. "Wie sehr haben sie sich getäuscht", so Jürgen Mistol.
Bis 2008 waren die Grünen mit jeweils drei Mandaten im Regensburger Stadtrat vertreten und immer auf der Suche nach "der perfekten Welle", die erst vor sechs Jahren das Wahlergebnis zweistellig werden ließ. Seither vertreten fünf Stadträtinnen und Stadträte die grünen Belange im Regensburger Stadtrat und mit einem Eintritt in eine Regierungskoalition mit der SPD, den Freien Wählern, der FDP und den Piraten vor wenigen Wochen begann für die Regensburger Grünen ein ganz neuer Abschnitt. Erstmals stellen sie mit Jürgen Huber den 3. Bürgermeister und Umweltreferenten und haben die Chance zu gestalten und grüne Ideen Wirklichkeit werden zu lassen. Jürgen Mistol: "Diese Chance werden wir nutzen." Zum Schluss las er den Text des Liedes 'Aufstehn' der Gruppe Bots vor. Für ihn selbst war das gewissermaßen die politische Hymne der 1980er Jahre, und die Inhalte des Liedes waren damals für ihn und viele andere Ansporn für ihr politisches Engagement.