Tschechien ist das einzige fremdsprachige Nachbarland Bayerns. Die Verbindungen sind vielfältig und bestehen seit Jahrhunderten. Trotzdem gelingt es den vielen Akteur*innen, die sich aktiv für die tschechische Sprachvermittlung einsetzen, nicht, dass die Nachbarsprache Tschechisch zumindest in den grenznahen Regionen effektiv unterrichtet wird. Die Angebote beschränken sich in den meisten Fällen auf Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag, die von der Initiative der Schulleitung abhängig sind, oder Wahlfächer, die in der Konkurrenz mit vielen anderen Angeboten stehen. Es ist fast unmöglich die tschechische Sprache nachhaltig zu lernen, weil die Angebote des Unterrichts vereinzelt und nicht aufeinander aufbauend sind.
Dabei geht es keineswegs um einen ganzheitlichen Erwerb der Sprache, „selbst ein schlichtes „Dobry den“ (Guten Tag) kommt zu vielen Bürgern spanisch vor.“ (Christine Schröpf, Mittelbayerische Zeitung, 7. März 2023). Eine Bewusstsein über die Nachbarsprache soll für alle gewährleistet sein, so Jürgen Mistol. Dabei gilt es viele Baustellen zu überwinden. Einige davon wurden vom Abgeordneten in einer Schriftlichen Anfrage an die Staatsregierung und das Kultusministerium gestellt, so zum Beispiel die Entstehung von modernen und aktuellen Lehrplänen und Lehrbücher, die aktive Steigerung des Prestiges der Sprache, die Anerkennung der Lehramtsabschlüssen der Tschechischlehrer*innen, eine Gewährleistung einer Kontinuität des Nachbarsprachenerwerbs. Die Nachbarsprache Tschechisch verdient in Bayern einen besonderen Fokus, und zwar von Kindergartenalter an.
Die Antwort des Kultusministeriums auf die Anfrage ist teilweise unzureichend und stimmt mit den Erfahrungswerten der Engagierten in dem Gebiet Nachbarsprache Tschechisch nicht überein. Jürgen Mistol ist überzeugt, dass es unter diesen Bedingungen fast unmöglich ist, in Bayern die Nachbarsprache Tschechisch zu lernen. Dabei ist das Potenzial, insbesondere für die jungen Bürger*innen, groß. Die Sprachbarriere stellt in ihrem Leben oft ein Hindernis auf den Weg ins Nachbarland Tschechien dar. Durch plakative Bemühungen, die die Staatsregierung in der 23-seitige Antwort auf die Anfrage „Förderung der Nachbarsprache Tschechisch in Bayern“ liefert, ist kaum Veränderung möglich. So kann aus Jürgen Mistols Sicht, das Ziel nicht erreicht werden, im Gegenteil. Der Abgeordnete stellt klare Forderungen auf, wie der Nachbarsprachenerwerb in Bayern und die neue Sprachoffensive zur Nachbarsprache Tschechisch aussehen soll.
In erster Linie muss die Sprachausbildung institutionell verankert werden. Zeitnah sollen Lehrpläne entwickelt werden um den Spracherwerb „von Kindergartenalter bis zum Abitur altersorientiert, ununterbrochen und ortsunabhängig möglich“ zu machen. Sowohl die tschechischen gut qualifizierten Lehrkräfte sollen gerecht bezahlt werden, damit ein nachhaltiger Spracherwerb auf hohem Niveau gewährleistet wird. Der Spracherwerb und das Prestige der Nachbarsprache tschechisch sollen durch mehr bayerisch-tschechische Schulpartnerschaften unterstützt werden, damit sich die Jugendlichen vernetzen können und hiermit unter den Ländern eine Nachbarschaft auf Augenhöhe entsteht. Mit dieser Forderung geht Jürgen Mistol in das Wahljahr 2023 und die nächste Legislaturperiode.