Bei blauem Himmel versammelten sich etwa 200 Menschen um gemeinsam den 2. Chamer „Christopher-Street-Day“ (CSD) zu feiern. Unter dem Motto „Grundrechte sind nicht verhandelbar – Bayern ist auch in der Provinz vielfältig“ bewegte sich ab am Bahnhof startend ein gut gelaunter, friedlicher Menschenzug begleitet von lauter Musik und schwenkenden Fahnen in allen Regenbogenfarben durch die Straßen Chams.
Am Marktplatz Cham wurde der Demonstrationszug musikalisch von der Trommelgruppe „Jakolo“ begrüßt und die Endkundgebung begann mit Begrüßungsreden von unter Anderem Martin Stoiber (1. Bürgermeister Cham) und Phillip Pietsch (Kunterbunt Amberg), welche die Bedeutung des CSDs im Hinblick auf die steigende Zahl queer feindlicher Übergriffen deutlich machten und den Wunsch äußerten, eines Tages in einer Welt zu leben, in der ein Tag wie dieser nicht mehr notwendig sei.
Darauf folgte eine Podiumsdiskussion, an der Ulrich Lechte (MdB für die FDP), Julian Preidl (MdL für die freien Wähler), Sebastian Wanner (Die Linke), Jürgen Mistol (MdL für Bündnis 90/Die Grünen) und Monika Friedl (Vorsitzende SPD Cham) teilnahmen.
Unter der Moderation von Tanja Federl, der zweiten Hauptorganisatorin, wurde über zahlreiche Themen diskutiert, wie die fehlende Zweidrittelmehrheit für die Erweiterung des Artikels 3 GG um die sexuelle Identität, die besorgniserregenden Ergebnisse der HAY-Studie, welche die Lebenssituation queerer Menschen zwischen 14 und 27 Jahren in Bayern untersuchte und die Forderung nach mehr Aufklärung im Schulunterricht. Außerdem wurde die im Bericht der Antidiskriminierungsstelle des Bundes festgestellten „Diskriminierungskrise“ und den noch nicht fertig gestellten bayrischen Aktionsplan QUEER besprochen. Jürgen Mistol freute sich zwar über die steigende Sichtbarkeit queerer Menschen, wie zum Beispiel an dem Tag in Cham, äußerte sich aber besorgt über die steigenden Zahlen queer feindlicher Straftaten und fordert an allen Polizeipräsidien Ansprechpartner für queere Menschen: „Wir haben das Problem, dass sich viele queere Menschen, die von einer Gewalttat betroffen sind, gar nicht trauen jene Taten anzuzeigen“ Zudem wurde an die Zusammenarbeit aller Parteien und queerer Verbände und Vereine appelliert, um an den konstatierten Probleme schnellstmöglich arbeiten zu können. Einig war man sich darüber, dass erreichte Meilensteine der queeren Bewegung, wie zum Beispiel die Ehe für alle, erhalten und geschützt werden müssen, entgegen dem Erstarken demokratiefeindlicher Parteien.