Initiiert von der Denkmalpolitischen Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion, Dr. Sabine Weigand, und unter der Begleitung von Jürgen Mistol fanden am 30. Juni 2021 Besichtigungen des Jüdischen Friedhofs in Sulzbürg, des Fürstengartens in Donaustauf und des Dörnbergpark in Regensburg statt: Die Fürstengarten und der Dörnbergpark sind zwei Gartendenkmäler, die durch den Klimawandel stark betroffen sind.
Zum dritten Mal bereits fuhr Dr. Weigand mit ihrem Team durch Bayern, um sich vor Ort mit den Herausforderungen im Denkmalschutz vertraut zu machen. Die Schwerpunkte der diesjährigen Tour waren Besuche einiger durch den Klimawandel besonders gefährdeter Gartenanlagen, und, aus Anlass des Jubiläumsjahrs "1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland", die Inspektion von Bauten aus dem „jüdischen Erbe“. Für Sabine Weigand bestand das Ziel der Tour vor allem darin, die Öffentlichkeit im Hinblick auf die durch Klimaänderungen hervorgerufene Bedrohung verschiedener Denkmäler im Freistaat zu sensibilisieren und ein Plädoyer für zusätzliche staatliche Subventionen abzugeben. “Wir verlieren Denkmale durch den Klimawandel und, auf langer Sicht, werden wir ein massives Problem haben,” sagte Dr. Weigand. “Residenzen wissen nicht, was sie machen sollen. Deswegen versuche ich in diesem Jahr, Eure Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu bringen”.
Jüdischer Friedhof in Sulzbürg
Gemäß dem Motto, „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland", begann die Denkmaltour in Sulzbürg, wo Weigand und Mistol über den fast 600 Jahre alten jüdischen Friedhof begleitet wurden, welcher ca. 300 Grabsteine umfasst, deren jüngster aus dem Jahre 1938 stammt. Weigand interessierte sich vor allem für die vielfältige Verflechtungen mit der christlichen Bevölkerung. „Wir verlieren zu viele Bauwerke mit jüdischem Bezug,“ laut Weigand. Zudem verschärft sich das Problem mit dem Mangel an jüdisches Leben und Zeitzeugen, die die Verfolgung der Juden im Dritten Reich noch erlebt haben. „Deswegen müssen wir wenigstens die steinernen Zeugen erhalten.“
Fürstengarten in Donaustauf
Der Fürstengarten in Donaustauf, ein relativ großer und imposanter Park für eine doch sehr kleine Gemeinde, bereitet der Kommune im Kontext des Klimawandels erhebliche Sorgen. Während der Besichtigung wurden das Fehlen moderner Nutzungskonzepte, die Gefährdung klimasensitiver Bäume, und die aktuell insgesamt doch mangelhafte Ausschöpfung seines Nutzungspotenzials thematisiert. Als konkrete Vorschläge zum Schutze der vulnerablen Parkanlage kamen zur Sprache: die Beantragung ergänzender finanzieller und fachlicher Hilfsmittel auf Kommunal- und Landesebene, eine umfassende, zeitgemäße Bestandsaufnahme des Gartens und die Entwicklung eines dem Klimawandel angemessenen Nutzungskonzepts durch beispielsweise die Anpflanzung klimaangepasster Bäume. Es sei außerdem das Mandat der Politik, das öffentliche Bewusstsein für dieses Denkmal zu schaffen bzw. zu vertiefen, um damit Begeisterung und Solidarität vor allem auch in der ansässigen Bevölkerung hervorzurufen. In diesem Zusammenhang betonte Mistol, „wäre (es) vielleicht interessant den Originalplan des Gartens zu veröffentlichen, damit Leute sich über den hohen )historischen) Wert des Parkes bewusst werden”.
“Das ist Euer Park”, erinnerte Dr. Weigand, “er ist Eure Gesamtverantwortung, Eure Identität, und Eure Zukunft.”
Dörnbergpark in Regensburg
Der Dörnbergpark, welcher seinen Namen dem Thurn & Taxis’schen Gesamtverwalter Ernst Friedrich von Dörnberg (1801-1878, in Regensburg) verdankt, leistet wegen seiner Bedeutung für den Temperaturausgleich und als Heimstatt diverser Tierarten, einen wichtigen Beitrag zur Stadtökologie und zum Klima Regensburgs. Die wetterbedingte Zunahme der Trockenheit und ein ausufernder Pilzbefall verursachen jedoch massive Probleme für den teilweise über hundert Jahre alten Baumbestand. Das Regensburger Gartenamt hat deshalb zahlreiche Rettungsinitiativen in die Wege geleitet, wie z.B. die Züchtung resistenterer Bäume in Baumschulen oder die Bespritzung mit Phosphatdünger zur Pilzbekämpfung. Umstrukturierung und Ersetzung gefährdeter Bäume durch asiatische, also besser an das veränderte deutsche Klima adaptierte Baumarten, scheint dabei die vielversprechendste Strategie, dem ruinösen Einfluss des Klimawandels auf diese Parkanlage entgegenzuwirken.