In Zeiten des Kriegs in der Ukraine war es selbstverständlich, dass Gülseren Demirel auf ihrer Integrationstour durch Bayern in Regensburg mit Jürgen Mistol als erstes bei einer von Space Eye e.V. betreuten Wohngemeinschaft für ukrainische Frauen und Kinder Halt machte. Früher ein Kloster, beherbergt die Unterkunft, die Jürgen Mistol eine gelungene Nutzung von Leerstand bezeichnete, mittlerweile 27 Frauen und 5 Kinder, die in ihrem eigenverantwortlichen Leben von Initiator Michael Buschheuer und vielen engagierten Ehrenamtlichen unterstützt werden. Da das Zusammenleben wie in jeder großen Wohngemeinschaft auch Herausforderungen und Gruppendynamiken mit sich bringt, wird jegliche Organisation innerhalb der Unterkunft demokratisch entschieden, wobei jeder Bewohner*in gewisse Aufgaben zukommen. Während die Bewohner*innen zwar sehr schnell eine Arbeitserlaubnis erhalten hatten, wünschte sich Michael Buschheuer Begegnungsorte für die Vernetzung und den Austausch zwischen den Geflüchteten und der restlichen Gesellschaft.
Ein Besuch von Campus Asyl stellte die zweite Station dar. Seit 2014 arbeiten auch dort hauptsächlich Ehrenamtliche mit ca. 1.500 Menschen vor allem im Bereich der Begegnung und der Vernetzung vertrauensvoll zusammen. Die Betreuer*innen wünschten sich vor allem Bürokratieabbau und eine sinnvolle Heranführung an das Bildungssystem für eine bessere Integration. Auch bei der Finanzierung und Bereitstellung von Integrationsangeboten existiere eine Diskrepanz zwischen der Situation von Geflüchteten aus der Ukraine und denen aus anderen Herkunftsländern. Zudem herrsche eine Mangel an Pädagog*innen für eine ausreichende Kinderbetreuung, die auch geflüchteten Müttern den Zugang zu Bildung oder Arbeit ermöglichen würde. Gülseren Demirel und Jürgen Mistol waren sich einig, dass die für ukrainische Geflüchtete festgelegten Standards als Chance verstanden werden müssen, diese als Blaupause für den Umgang mit Geflüchteten aus anderen Staaten zu verwenden.
Beim dritten Beispiel für gelungene Integration führte Frank Preussner durch die Einrichtung des Arbeitskreises für ausländische Arbeitnehmer e.V.. Hier bieten er und weitere Freiwillige ein breites Integrationsangebot von Deutschförderung und Nachmittagsbetreuung bis zur Vorbereitung auf Bewerbungen an und versuchen dabei, die Kinder und Jugendlichen in möglichst kleinen Gruppen individuell zu betreuen sowie auch deren Familien zu involvieren und bei Alltagsproblemen zu unterstützen. Für gelungene Integration sei laut Preussner besonders im gesamten Bereich der Bildung eine Aufteilung in möglichst kleine Lerngruppen notwendig, damit wie hier eine individuelle Betreuung gelingen könne.
Zum Abschluss tauschte sich Gülseren Demirel mit den Grünen Stadträtinnen Monir Shahedi und Theresa Eberlein sowie Gotthold Streitberger, Mitglied der Bürger*innen Initiative Asyl Regensburg und Sprecher des Bayerischen Flüchtlingsrates, und Julia von Seiche-Nordenheim, Vorsitzende des Ausbildung statt Abschiebung e.V., über die Gelingensbedingungen für Integration in Bayern aus. Denn obwohl der Wille, zu arbeiten, bei den Geflüchteten in Zentren durchaus vorhanden sei, existierten zu viele strukturelle Barrieren, die eine Integration verhinderten. Während die Staatsregierung den Grünen vorwerfe, sie wolle
Migrant*innen nur in das Sozialsystem locken, sei es vielmehr dem von der Staatsregierung implementierten Arbeitsverbot geschuldet, dass die Geflüchteten vom Staat unterstützt werden müssen. Dagegen forderte Gülseren Demirel u.a. eine Aufhebung dieses Verbots sowie das Angebot von Deutschkursen für Geflüchtete ab dem ersten Tag nach Ankunft. Zudem müssen alle Geflüchteten die gleichen Freiheiten zustehen wie denjenigen aus der Ukraine, denn gerade auch angesichts eines zunehmenden Fachkräfte- und Arbeitermangels können nur so alle Geflüchteten Teil der Gesellschaft werden.