Bei der Podiumsdiskussion der Logistikinitiative Regensburg trafen erstmals alle Regensburger Direktkandidaten für die Landtagswahl 2023 aufeinander. Bereits beim Thema Fachkräftemangel, vor allem im Bereich der Lkw-Fahrer*innen, bezog Jürgen Mistol klar Stellung: Es sei wichtig, ehrlich zu sein und zu vermitteln, dass in der nahen Zukunft viel mehr auf der Schiene transportiert werden wird, so dass Lkw-Fahrten dann zwar für die letzte Meile notwendig blieben, davor aber eine Person im Zug wesentlich mehr transportieren könne als im Straßenverkehr. Dennoch sehe er den brancheübergreifenden Fachkräftemangel als großes Problem, weswegen ausländische Abschlüsse schneller anerkannt werden müssten. Dabei verwies Jürgen Mistol auch auf seinen Besuch der Geflüchtetenunterkunft auf einem Schiff in Bach an der Donau. Dort habe er sich mit vielen arbeitswilligen Menschen unterhalten, die bereits über gerade für die Fahrt von Lkws notwendiges Wissen und Qualifikationen verfügen würden, deren Potential allerdings ungenutzt bleibe.
Angesprochen auf die Bedeutung regionaler Infrastrukturprojekte wie des Containerdepots am Ostbahnhof verwies Jürgen Mistol darauf, dass die Grünen im Stadtrat trotz ihrer Rolle als Opposition den Befürworter*innen zur Seite gesprungen waren und so im Gegensatz zu einer Mehrheit der CSU- Fraktion für die Realisierung des Depots gestimmt hatten. Die Bedenken der Anwohner*innen bei solchen Projekten könne er natürlich verstehen, jedoch müsse zugleich immer das Gemeinwohl betrachtet werden. In diesem Sinne wies der Abgeordnete den Vorwurf der Moderatoren, Politiker*innen sei bei derartigen Entscheidungen nur an Stimmenmaximierung gelegen, weswegen sie Bürgerbegehren anderen Interessen vorzögen, entschieden zurück.
Nichtsdestotrotz hielt Jürgen Mistol das Recht zur Bürgerbeteiligung hoch und unterstrich, dass die Bevölkerung in Planungsverfahren so früh wie möglich einbezogen werden muss. Denn der Rechtsweg müsse im Rechtsstaat stets offenbleiben, sodass Planungsbeschleunigung nur da erfolgen könne, wo es vertretbar sei. Um dennoch dem Flächenproblem der Logistik entgegenzuwirken, forderte er, dichter und höher zu bauen. Nicht nur bei einer Delegationsreise nach Japan, sondern auch in Österreich und anderen EU-Staaten habe er die Erfahrung gemacht, dass andere Länder bereits viele innovative Ideen hätten, die in die Höhe gingen. Auf lokaler und kommunaler Ebene müsse zudem eine gemeinsame Anlaufstelle zur einheitlichen Koordinierung von Flächenausweisungen eingerichtet werden.
Als es um die Zukunft des Güterverkehrs ging, positionierte sich Jürgen Mistol am deutlichsten. Während Jürgen Eberwein, Kandidat der CSU, vor einer ideologisch geleiteten Benachteiligung der Straße warnte, machte Jürgen Mistol klar, dass die sozial-ökologische Transformation bewerkstelligt werden muss, auch zum Wohle der Wirtschaft: „Wenn wir weiterhin abhängig bleiben von Putin und Co., bleiben wir nicht konkurrenzfähig. Wir diskutieren hier noch über E-Fuels, andere Länder sind schon viel weiter.“ Viele einzelne Betriebe seien in diese Hinsicht ebenfalls schon fortgeschritten, während die Politik in Bayern hinterherhinke. Bei Lkws mit alternativen Antrieben sei die Anschaffung zu Beginn zwar teurer, sobald aber mehr produziert werde, gingen auch diese Kosten nach unten, so dass sich die Umstellung langfristig amortisieren werde.
Am Ende der Diskussion gab Jürgen Mistol einen Ausblick und adressierte das Image der Logistik. Zur Umsetzung der ökologischen Transformation sei das Selbstbewusstsein und die Kreativität der Branche gefordert. Viele Unternehmen nähmen bereits jetzt schon eine Vorreiterstellung bei der Wende zur Nachhaltigkeit ein. Regensburg als Standort mit gleich drei Verkehrsträgern (Schiene, Wasser, Straße) sei weiterhin ein wichtiger Logistikstandort und für die Zukunft gut aufgestellt. Dies sollte Zuversicht geben, jetzt zu handeln und nicht unter Verweis auf Technologien, die erst in mehreren Jahrzehnten vielleicht etwas besser machen könnten, den Stillstand und ein „weiter so“ in Bayern fortzusetzen.