Im Rahmen des Tages der Hausarztmedizin hat Jürgen Mistol die Hausarztpraxis von Dr. Stefan Semmler in Lappersdorf im Landkreis Regensburg besucht, um sich vor Ort über die wichtigsten Themen in der Gesundheitspolitik auszutauschen.
Dr. Semmler ist Delegierter in der Bayerischen Landesärztekammer und Bezirksvorsitzender Oberpfalz des Bayerischen Hausärzteverbandes. Jürgen Mistol hatte vor seiner politischen Karriere eine Ausbildung zum Krankenpfleger absolviert und anschließend Soziologie und Politische Wissenschaften studiert. Als Wohnungspolitischer Sprecher der Grünen setzt sich Mistol für gleiche Lebensverhältnisse in Stadt und Land ein. „Wir brauchen lebenswerten Wohnraum für alle Menschen im Freistaat. Dazu gehört auch eine wohnortnahe Versorgung durch Ärzte, insbesondere durch Hausärzte“, so Mistol.
Auch in der Oberpfalz droht ein akuter Mangel an Hausärzten – vor allem in den Planungsbereichen, die nicht direkt an Regensburg angrenzen. Schon jetzt ist in der Oberpfalz jeder dritte Allgemeinarzt (34,1 Prozent) über 60 Jahre und wird in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen – und nicht immer übernimmt eine junge Kollegin oder ein junger Kollege die Praxis sowie deren Patientinnen und Patienten.
„Wir werden junge Medizinstudierende nur dann für die Allgemeinmedizin begeistern können, wenn sie bereits während des Studiums mit unserem Fach in Berührung kommen. Wir brauchen deshalb dringend auch an der Universität Regensburg einen eigenen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin“, so Dr. Semmler mit Blick auf die anderen bayerischen Universitäten, die alle über einen eigenen Lehrstuhl verfügen oder, wie an der neuen Medizinischen Fakultät der Uni Augsburg, gerade einrichten.
„Ein eigener Lehrstuhl ist eine gute Werbung für die Allgemeinmedizin“, findet auch Jürgen Mistol. Der Grünen-Abgeordnete ist seit 2014 Mitglied im Kuratorium der Universität Regensburg und will in diesem Gremium die Forderung nach einem Lehrstuhl für Allgemeinmedizin zur Sprache bringen.
Ein weiteres Thema war das Kurzzeitstudium zum sogenannten Physician Assistant. „Für eine Hilfstätigkeit als Arzthelfer in der Klinik mag dieses Bachelorstudium ausreichend sein, in der hausärztlichen Versorgung hat der Physician Assistant jedoch nichts zu suchen. Hausärzte können nur durch Hausärzte ersetzt werden. Alles andere wäre eine deutliche Verschlechterung der medizinischen Versorgung. Leidtragende wären die Patientinnen und Patienten“, stellte Dr. Semmler klar und verwies darauf, dass die Hausärzte bereits über kompetente Unterstützung durch die Versorgungsassistentin in der Hausarztpraxis (VERAH) verfügen: „Delegation ist sinnvoll, muss aber unter ärztlicher Kontrolle stattfinden. Dafür haben wir die VERAH.“
Die speziell weitergebildeten Versorgungsassistentinnen in der Hausärztlichen Praxis übernehmen jetzt schon Routinehausbesuche für den Hausarzt und sind eine wichtige Säule in der hausarztzentrierten Versorgung. Bundesweit wurden bislang knapp 12.000 VERAHs ausgebildet, davon 2.468 in Bayern.
Torsten Fricke, Pressesprecher