Anlässlich der Feier queerer Menschen kamen knapp 200 Teilnehmer*innen aus Politik und Zivilgesellschaft in den bayerischen Landtag. Neben Themenblöcken wie Sicherheit, Selbstbestimmung, Bildung oder Gesundheit diskutierte auch Jürgen Mistol im mit Regenbogenfarben bestrahlten Senatssaal zusammen mit Sandra Asbeck (Queeres Regensburg e.V. und Jung & Gleich e.V.) und Elli Wolf (Kunterbunt Amberg) über queere Sichtbarkeit. Einleitend stellte er klar: „Sichtbarkeit führt zu Sicherheit“ – egal, ob in Büchern, im Film oder im Alltag. Je mehr Menschen sich trauen würden, zu ihrer queeren Identität zu stehen, desto bunter werde auch das Bild unserer Gesellschaft. Ein zentrales Projekt für Sichtbarkeit stellen die CSDs dar, die sich in den letzten Jahren – auch in den ländlichen Regionen – immer größerer Beliebtheit erfreut haben. Daher erkundigte sich Jürgen Mistol bei seinen beiden Diskussionspartner*innen, wie sie die gesellschaftliche Entwicklung sowie Sichtbarkeit queerer Menschen in der Oberpfalz wahrnehmen und welche Hindernisse bestehen.
Während Elli Wolf erklärte, dass Corona für eine leichte Delle in den Teilnehmerzahlen gesorgt hatte, sei dennoch die Organisation der CSD‘s vorangeschritten. Mittlerweile hätten sich auf Initiative von Kunterbunt Amberg 4 neue CSDs gegründet, so dass eine Verbindung zwischen einzelnen Städten besser möglich geworden sei. Gleichwohl hielt Sandra Asbeck auch für Regensburg fest, dass noch immer zu wenig Strukturen existieren, was vor allem im Bereich der Finanzierung zum Tragen kommt. Denn der CSD Regensburg sowie andere queere Initiativen erführen keinerlei finanzielle Unterstützung der Stadt, sodass die Stärkung der Sichtbarkeit weitestgehend von der privaten Hilfe aus der Community abhänge. Auch Elli Wolf kritisierte, dass sich Ambergs Oberbürgermeister noch nie bei einem CSD gezeigt, geschweige denn als Schirmherr fungiert hat. Allerdings zeigten sich beide auch etwas zuversichtlich, da mittlerweile immer mehr mittelständische, aber auch große Unternehmen für queere Themen sensibilisiert seien und daher auch queere Organisationen unterstützen würden. Mit Blick auf die gesamte Oberpfalz plädierten sie für eine engere Koordinierung zwischen einzelnen Städten, sodass noch mehr CSD‘s entstehen könnten, und luden alle Anwesenden zu den CSD‘s in Regensburg und Amberg, aber auch zu denen in kleineren Städten ein, damit auch auf dem Land noch mehr Sichtbarkeit entstehe.
Jürgen Mistol hielt abschließend fest, dass es in der Oberpfalz zwar noch deutlich mehr Sichtbarkeit braucht, aber die queere Community trotzdem in den letzten 30 Jahren ein bedeutendes Stück vorangekommen ist. Daher gelte es, nicht nachzulassen und engagierte Menschen wie Sandra und Elli sowohl politisch wie finanziell zu unterstützen. Gerade die Politik stehe hier in der Verantwortung und müsse auch im Bereich Film und Fernsehen dafür sorgen, dass queere Menschen einen Sitz im Rundfunkrat erhalten, damit auch dort Diversität herrsche. Denn nur wie Markus Söder einmal im Jahr aus wahltaktischen Gründen eine Regenbogenfahne zu schwenken, reiche nicht aus. Eine verlässliche Queer-Politik brauche es auch bei politischem Gegenwind.