Noch kurz vor Weihnachten gelang es Jürgen Mistol sich mit drei Tschechisch Lehrerinnen aus Bayern zutreffen, um von ihnen mehr über ihre schwierige Arbeitssituation und den Tschechisch Unterricht in Bayern und in der Oberpfalz zu erfahren. Mit dabei waren Lucie Klárová, eine Realschullehrerin aus Regensburg und Mitbegründerin des Vereins „Tschechische Schule in Regensburg“, Jaroslava Seidlmayer, langjährige Lektorin aus Furth im Wald und Mitbegründerin der „Offensive Tschechisch“ und Marta Klimmer, Lehrerin an unterschiedlichen Einrichtungen entlang der Grenze, u. a. am Gymnasium in Viechtach und der Realschule in Bad Kötzting. Alle drei treffen sich regelmäßig mit anderen Tschechisch Lehrer*innen in einer Arbeitsgemeinschaft in Weiden, in der sie versuchen, die Prestige der tschechischen Sprache zu steigern, um so das Interesse am Erlernen der Tschechischen Sprache in der Oberpfalz zu fördern.
Der Fokus des Gesprächs mit Jürgen Mistol lag auf dem Problem, dass Tschechisch als Fremdsprache in Bayern gar nicht unterrichtet wird. Wenn die Schulen den Spracherwerb dieser Sprache anbieten, ist es in der Form eines Wahlfachs. Dafür bekommt die Lehrkraft nie mehr als 2 Stunden die Woche Unterrichtskontingent, was viele zu wenig ist angesichts der heterogenen Schülerschaft, ein differenzierter Unterricht ist so unmöglich. In der Vergangenheit war dies anders, z. B. an der Realschule in Roding wurden 8 Stunden pro Woche Tschechisch unterrichtet und so konnten einige Kinder nach 4 Jahren das Leistungsniveau A2 erreichen. Jetzt haben die Lehrkräfte ein Problem überhaupt Interessent*innen zu finden, und wenn sich manche Schüler*innen für das Wahlfach wiederholt anmeldet, gibt es für sie oft kein Angebot für Fortgeschrittene. Daher ist es notwendig, das Tschechisch, als Sprache unseres unmittelbaren Nachbarlandes, an allen bayerischen Schulen als reguläre Fremdsprache, die man wählen kann, etabliert wird.
Ein weiteres Problem ist, dass der meiste tschechische Sprachunterricht im Rahmen von 1-2 Jahre dauernden Projekten stattfindet. Im Rahmen von diesen Projekten kann aber kein konsequentes Spracherlernen stattfinden. Wenn ein Projekt erfolgreich mit Kindern in dem Kindergarten durchgeführt wird (z. B. das Tandemprojekt Od malička), fehlt die Sprachförderung im Anschluss. Wenn man aber will, dass sich die Sprache unseres Nachbarlandes etabliert, muss strukturierter vorgegangen werden. Es müssten Voraussetzungen geschaffen werden, die konsistent das Tschechisch-Angebot voranbringen und den Spracherwerb nachhaltig fortsetzen. Nur, wenn eine reguläre Struktur vorhanden ist, wird die Interesse der Schüler*innen steigen und nicht mehr die Ausrede gelten, dass es sich der Tschechisch-Unterricht „für die paar Schüler*innen“ nicht lohnt. Dazu fehlt im Moment aber noch der politische Wille in der bayerischen Regierung, so Jürgen Mistol.
Im Gespräch entstanden aber schon einige Ideen, wie man die Situation des Tschechischunterrichts in Bayern und der Oberpfalz verbessern kann, damit sowohl die Struktur für einen gerechten Sprachunterricht geschaffen werden kann, sowie die Lehrer*innen aus allen Schulstufen gerecht vergütet und behandelt werden. Im Neujahr werden dazu die ersten Schritte gemacht und es war keinesfalls das letzte Treffen von Jürgen Mistol mit Vertreterinnen der AG.