Die Grüne aus Kastl bei Amberg haben zur Darbietung des Films „Das Geheimnis der Bäume“ von Luc Jacquet eingeladen um deutlich zu machen, wie wichtig der Wald für uns Menschen ist, und Jürgen Mistol hat vor dem Film zur grünen Waldpolitik referiert:
Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Gäste,
Ich durfte mir vorhin die Ausstellung „Kastler Lieblingsplätze“ anschauen und habe es sehr genossen. Ich bin mir sicher, dass für einige von euch einer euren Lieblingsplätzen der Wald ist. Bayern ist ein Waldland, 37 % der Fläche sind vom Wald bedeckt. Was das Geheimnis der Bäume ist, erfahren wir später im Film und ich freue mich darauf, was aber kein Geheimnis ist, dass der Wald in Bayern leidet. Durch die Pandemie sind wir dafür sensibilisiert worden und nehmen während unserer Spaziergänge und Wanderungen durch die Natur den Zustand unsere Wälder deutlicher wahr. Dabei entstehen viele Fragen, auch bei mir: Wie kann es sein, dass wir es nicht schaffen, unseren Wald zu schützen? Wieso hat die bayerische Staatsregierung den Erhalt des Waldes und deren ökologische Bewirtschaftung nicht auf der Prioritätenliste, wenn es nicht nur für unser Leben, sondern auch als Lebensraum viele Tiere enorm wichtig ist? Und wie ist das möglich, dass die Holzpreise durch die Decke gehen und nicht darauf entsprechend reagiert wird?
Viele kleinen Schritte sind notwendig um unseren Wald zu schützen, zu erhalten und auch umzubauen. Der bayerische Wald muss zu einem gesunden, struktur- und artenreichen Mischwald umgebaut werden, damit er der Klimaerwärmung und den damit verbundenen Herausforderungen standhält. Wir reden hier aber nicht von der Zukunft. Diese Herausforderungen sind schon längst spürbar: immer häufigere Extremwetter und Dürren, 4. Trockenjahr in Folge und flächendeckende Vermehrung von Schädlingen. Wir können es alle sehen. Es ist unbestreitbar, dass ein Umdenken in der Waldpolitik nötig ist. Daher ist unbegreiflich, dass im letzten Jahr das Grüne Antragspaket „Herausforderung Klimawandel – Walderhalt jetzt“ mit der Begründung, dass eine nachhaltige Waldbewirtschaftung „bereits betrieben wird“ und „schon viel getan wird“ abgelehnt wurde.
Wir und unsere Wälder werden mit einem nie zuvor dagewesenen Ausmaß der Klimakrise konfrontiert. Wir fordern eine stärkere Auseinandersetzung der Staatsregierung mit diesem Thema und ein rasches Handeln. Und das in folgenden Schwerpunkten:
- Erstens, mit dem Thema Wald müssen sich Fachfrauen und Fachmänner beschäftigen. Der Personalabbau, der ab 2005 stattgefunden hat, ist falsch. Wir haben in Bayern 700.000 Waldbesitzer*innen, Privatbesitzer*innen awie auch Kommunen. Diese werden von Förster*innen unterstützt. Seit Jahren wird aber die Zuständigkeit diese Förster*innen und Revierleiter*innen immer umfangreicher, das bedeutet, dass sie weniger Zeit haben, um die Waldbesitzer*innen zu unterstützen. Für den nachhaltigen Umbau des Waldes, für ein modernes Wildtiermanagement und einer regenerativen Nutzung des Rohstoffes Holz wird ein hohes Fachwissen benötigt. Ohne das ist kein qualitativer Umbau möglich, was die Staatsregierung hier plant ist nicht ausreichend. Daher fordern wir, dass für alle 47 Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (ÄELF) in den kommenden vier Jahren für jeweils eine*n zusätzliche*n Forstrevierleiter*in sowie eine*n zusätzliche*n Qualitätsbeauftragten Förderung und eine*n Sachbearbeiter*in Stellen geschaffen werden.
- Der zweite Punkt hängt auch mit Humanvermögen zusammen. Wir beobachten, dass sich viele Bürgerinnen und Bürger für die Natur interessieren und dass dieses Interesse mit der Pandemie in der Gesellschaft noch gestiegen ist. Das begrüßen wir und nehmen es als Chance, auch für den Wald. Wir fordern, dass mehr in die forstliche Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit investiert wird. Diese soll unbedingt als eigenständiges Arbeitsfeld anerkannt werden. Nicht nur für Waldbesitzer*innen sollen Bildungsprogramms ausgebaut werden. In allen Forstschulen in Bayern soll auch dieses Fach, die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit, als Pflichtfach in die Lehrpläne integriert werden.
- Drittens ist ganz einfach, wir fordern, dass die vorherrschenden forstliche Zusammenschlüsse gestärkt werden, denn sie haben eine zentrale Rolle bei dem Waldumbau für Privatbesitzer*innen. Sie sollen finanziell sowie personell unterstützt werden. Es sollen feste Stellen geschaffen werden, damit das langfristige Ziel, die Liquidität des Waldes, eingehalten werden kann.
- Im vierten Punkt kommen wir zurück zu dem flächendeckenden Waldnaturschutz. Wir fordern, dass der „Vertragsnaturschutzprogramm Wald“ erweitert wird. Damit nationale und internationale Biodiversitätspläne sowie Natura2000 umgesetzt werden können, muss dieses Programm umgearbeitet werden. Die privaten Waldbesitzer*innen nehmen es nämlich nicht ausreichend auf. Aber es wird eine langfristige Biodiversität in allenWälder benötigt. Idealerweise soll die Forstverwaltung für das Programm zuständig sein, damit zentral für die Waldbesitzer*innen sinnvolle Maßnahmen entstehen können. Es müssen die Entgeldsätze für die Einhaltung der Programme überprüft werden, sowie die Förderung für einzelne Maßnahmen und ihre Laufzeit erhöht werden.
- Als Mitglied im Ausschuss für Wohnen, Bau und Verkehr liegt mein Augenmerk auf der Bedeutung des Holzes als Baustoff. Wir Grünen fordern in erste Linie, dass das Waldbauliche Förderprogramm 2020 ergänzt wird. Auch beim Bauen soll vor allem die Biodiversität geschützt sowie die Ökosystemleistungen verbessert werden. Unser oberstes Ziel ist die Erhaltung der Lebensräumen und der Landschaft.
- Der Trend geht eindeutig zurück zum Holzbau. Das ist sehr gut, denn das Bauen mit Holz ist ressourcen- und umweltschonend. Wir sind der Überzeugung, dass noch mehr auf das Material Holz beim Bauen umgestiegen würde, wenn auch die öffentlichen Bauten auf modernen Holz- oder Holzhybridbauweise setzen würden. Denn der kommunale Hochbau dient eindeutig als Vorbild. Daher soll der Staat vorrangig Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, die regional und zertifiziert sind, einsetzen.
- In diesem Sinne soll auch der 10.000-Häuser-Programm weiterentwickelt werden. Die ökologischen Baustoffe sollen als Fördergegenstand aufgenommen werden und ihre Verwendung mit genügend Mittel unterstützt werden. Denn Holzbau trägt maßgeblich dazu bei, die Klimaschutzziele zu erreichen. Und das ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Wir Grüne werden uns dafür einsetzen, dass der Waldschutz, sowie der Walderhalt und Umbau auf dem Weg zu Nachhaltigkeit und Biodiversität fortgesetzt werden und der Wald dabei unterstützt wird, den Herausforderungen der Klimakrise standzuhalten. Wir wollen dafür sorgen, dass wir keinen Waldbesitzer*innen in Bayern mehr verlieren und sie von Fachpersonal unterstützt werden; das sich die Förderung von Holz wieder lohnt; die Lebensgrundlage für die Wildtiere erhalten bleibt und dass wir den nachhaltigen Waldumbau gemeinsam schaffen.