Nach einer Pandemie-bedingten Pause veranstaltete Jürgen Mistol 2021 zum siebten Mal die traditionelle grenzüberschreitende Wanderung. Sie findet jährlich an unterschiedlichen Orten entlang der bayerisch-tschechischen Grenze statt.
In diesem Jahr, immer noch unter den Nachwirkungen der Covid-Pandemie und der fortlaufenden unsicheren Lage bei einer Grenzüberschreitung, verlief die Wanderung entlang der bayerisch-tschechischen Grenze. Eine besondere war diese Wanderung nicht nur aufgrund der fehlenden Grenzüberschreitung, sondern auch, wegen der Theaterbegleitung, die sie zu einer „Grenz-Theater-Wanderung“ gemacht hat.
Oberpfälzer Grüne, Freund*innen und Interessent*innen der bayerisch-tschechischen Beziehungen aus Bayern und Tschechien wanderten mit. Von der bayerischen Grünen Landtagsfraktion nahm Anna Schwamberger teil, Zeit nahm sich auch der wiedergewählte Grüne Bundestagsabgeordnete Stefan Schmidt. Von den befreundeten Grünen aus Tschechien kam Dana Kuchtova, ehemalige Bildungsministerin der Tschechischen Republik und erste Listenkandidatin der südböhmischen Grünen bei der Abgeordnetenkammerwahl, die erst in diesem Monat stattfand.
Die Wanderung startete an der Silberhütte/Bärnau. Jürgen Mistol begrüßte alle Teilnehmer*innen, und dann ging es los mit der Reise durch die Zeit. „Durch den Grenzwald zu den Granitriesen“ führte die Theatergruppe OVIGO die über 40 Teilnehmer*innen der Wanderung. Die Theatergruppe hat es sich seit Sommer 2020 zur Aufgabe gemacht, historische Orte und damit verbundene Geschichten und Sagen zu präsentieren. Laut Michael Zanner, der für die Gruppe als Führer durch die Zeitreise fungierte, brauche man nicht weit in den Urlaub fahren, es gebe genug Neues in der eigenen Umgebung zu erkunden.
Unter diesem Motto wurden die Zeitreisenden mit einem großen Sprung um 1000 Jahre zurückversetzt. In dieser mittelalterlichen Zeit war das Gebiet wichtig für den Handel und die Glaserzeugung. Dann ging es gleich weiter ins vergangene Jahrhundert: Vor dem zweiten Weltkrieg haben hier die tschechischen Soldaten Bunker gebaut. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zog sich entlang der Grenze der Eiserne Vorhang, der von Grenzsoldaten bewacht wurde. Einen solchen Grenzsoldaten trafen die Wandernden in der ersten Theaterszene direkt am Grenzübergang, dramatisch wurde eine wahre Begebenheit um die Erschießung eines bayerischen Pilzsammlers durch tschechische Grenzsoldaten in Szene gesetzt.
Zurück in der Gegenwart ging es zur nächsten Szene zum Thema Klimawandel. Försterin Waldtraud Waldmeister beschrieb, welche Herausforderungen der Klimawandel und die hier oft vorhandene Fichten Monokulturen für den Wald darstellen. Mit Witz und Sachverstand schilderte sie die Auswirkungen des Klimawandels auf uns und unsere Umwelt.
Der nächste Zeitsprung versetzte die Wanderer wieder ins Mittelalter zu einer Sage um eine mysteriöse Tanne ...
Wieder zurück ins 19. Jahrhundert traf die Gruppe auf eine Frau, die ihr Geld mit der Versorgung der Arbeiter in den Steinbrüchen verdiente, ein willkommener Anlass auch die Wanderer mit einer Butterbrezel zu versorgen.
Auf dem Weg zur Burgruine Schellenberg standen Begegnungen mit Försterwitwen und Räubern auf dem Programm, aber die Gruppe kam wohlbehalten an ...
An der Burgruine endete die Zeitreise wieder in der Gegenwart. Jürgen Mistol und alle Reisenden bedankte sich bei dem Schauspieler*innen und bevor der Weg weiter in Richtung Flossenbürg ging, besichtigten alle die Burgruine Schellenberg, der höchst gelegene Ort im Landkreis Neustadt an der Waldnaab.
Dana Kuchtova nahm beim gemeinsamen Picknick auf der Burgruine die Gelegenheit wahr, über die aktuelle politische Situation und über die Grünen in Tschechien zu berichten. Bei der letzten Abgeordnetenwahl, nicht mal vor einem Monat, bekamen die Grünen 0,99 % der Stimmen. Das Hauptthema der Wahl, so Kuchtova, sei die Verabschiedung des amtierenden Ministerpräsident Andrej Babis und seiner Bewegung ANO in die Opposition gewesen. Themen wie Umwelt, Nachhaltigkeit und Weg zu Klimaneutralität sind bei den tschechischen Wähler*innen noch nicht angekommen oder sie waren für die Wähler*innen nicht wahlentscheidend. Wenn überhaupt, dann werde im Land über den Kohleausstieg gesprochen. Die Grünen haben „die Position der Verrückten, die etwas wollen, was nicht möglich sei“.
Jürgen Mistol versicherte, dass die bayerischen Grünen den tschechischen die Daumen drücken werden und dass ihre Zeit kommen werde. Abschließend betonte er, dass die regelmäßige Begegnung von tschechischen und bayerischen Grünen auch ein Beitrag zur Unterstützung und zur Veränderung sei. Bei der gemeinsamen Einkehr im Café der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, bedankte sich Jürgen Mistol für den gegenseitigen Austausch bei allen Wandernden und lud sie zur nächsten grenzüberschreitende Wanderung 2022 ein.