Auf Initiative des queerpolitischen Sprechers Florian Siekmann veranstaltete die Grüne Landtagsfraktion das erste Mal seit Beginn der Corona-Pandemie wieder einen Regenbogenempfang vor Ort im Bayerischen Landtag. Neben zahlreichen zivilgesellschaftlichen Organisationen wie Munich Kyiv Queer waren auch Jürgen Mistol als Initiator der parlamentarischen queeren Gruppe im Bayerischen Landtag und Tessa Ganserer, ehemalige queerpolitische Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion und nun MdB, eingeladen. Florian Siekmann eröffnete vor einem vielfältigen Publikum die Veranstaltung, bevor in Videobeiträgen Sven Lehmann, Queer-Beauftragter der Bundesregierung, über den Einsatz der Ampel-Regierung für die Rechte queerer Menschen und Markus Loew, Vorstand des LSVDBB, die geflüchtete Ukrainerin Katya sowie eine Vertreterin von Munich Kyiv Queer über die Lage queerer Menschen in Polen sowie queerer ukrainischer Geflüchtete berichteten.
In einer kurzen Pause hatte Jürgen Mistol Gelegenheit, sich mit Tessa Ganserer, Bastian Brauwer, Veranstalter des CSD Nürnberg und Organisator*innen des CSD Regensburg auszutauschen. Anschließend leitete Pinay Colada mit dem an Wladimir Putin gerichteten Song „Dear Mr. President“ eine Keynote-Rede von Tessa Ganserer ein. Diese betonte, dass die Grünen im Bundestag sowie die Ampel-Regierung den gesellschaftlichen Zusammenhalt in den Fokus ihrer Arbeit stellen. Es gehe bei dem Einsatz für die Rechte queerer Menschen nicht um „eine kleine, laute Minderheit, die Sonderrechte will“, sondern um ein soziales Miteinander, die Bekämpfung von Gewalt gegen queere Menschen, Schutz und Anerkennung von Regenbogenfamilien oder auch die finanzielle Unterstützung für Organisationen, die sich aktiv für die Rechte der queeren Community einsetzen.
Vor allem aber das veraltete und rückwärtsgewandte Transsexuellengesetz solle spätestens Anfang nächsten Jahres durch das Selbstbestimmungsgesetz ersetzt werden. Denn in Deutschland herrsche kein Erkenntnis- sondern ein Akzeptanzproblem. Trotz aller Fortschritte auf nationaler Ebene sieht Tessa Ganserer auch in Demokratien einen besorgniserregenden Trend, dass Evangelikale, Ultraorthodoxe und Rechtsradikale immer häufiger in queeren Menschen ihre neuen Feinde ausmachen. Daher sei es wichtig, diesen Kräften keine Bühne zu bieten und entschieden gegen sie einzutreten. Bevor sich die Anwesenden bei Buffet und Wein in den Arcaden des Landtags austauschen konnten, beschloss eine Podiumsdiskussion mit der queeren ehemaligen Religionslehrerin Marika Gruber und Michael Brinkschröder, queerer Soziologe und Religionslehrer, zum Thema Outing bei der katholischen Kirche den offiziellen Teil des Abends.