Prof. Udo Hebel, Präsident der Universität Regensburg und Sprecher des Direktoriums vom Bayerischen Hochschulzentrum für Mittel-, Ost- und Südosteuropa (BAYHOST) hat mit Jürgen Mistol eine Gesprächsrunde zum Thema„Tschechischförderung in Bayern“ vereinbart. Neben Prof.in Ursula Regener, Vizepräsidentin für Internationalisierung und Diversity und Prof. Marek Nekula, Leiter des Bohemicums, waren mit NikolasDjukić, Geschäftsführer von BAYHOST, und Radka Bonacková, Leiterin der Bayerisch-Tschechischen Hochschulagentur (BTHA) zwei weitere Expert*innen vertreten.
Alle Anwesenden waren sich einig, dass in Bayern zwar schon einzelne gute Ansätze existieren würden, Studierenden wie auch Schüler*innen die tschechische Sprache und Kultur näherzubringen, gerade aber Bürokratie und die Corona-Pandemie einen engeren und vertiefteren Austausch erschwert hätten. Corona habe viele interessierte Studierende und Schüler*innen vor Reisen nach Tschechien abgeschreckt, welche durch den anfänglichen Isolationismus und mangelnden Informationsaustausch zusätzlich erschwert worden seien.
Während Nikolas Djukić und Radka Bonacková die Arbeit des BAYHOST und der BTHA darstellten, dankten Sie Jürgen Mistol für dessen Einsatz für die Bayerisch-Tschechische Verständigung auf politischer Ebene. Weiter verwiesen sie darauf, dass beide Regionen – gerade auch mit Blick auf wirtschaftlichen Austausch – sehr komplementär seien und es daher umso wichtiger sei, stärker mit Tschechien zusammenzuarbeiten. Lägen Tschechisch-Angebote in Sachsen sogar im vierstelligen Bereich, machten sie in Bayern nur an Realschulen einen nennenswerten Teil der Lehre aus. Eine solche Diskrepanz trüge auch zum Fortbestehen des Eisernen Vorhangs in den Köpfen vieler Menschen bei. Als einen der bedeutendsten Gründe für Nachholbedarf beim Thema Tschechischförderung machte Jürgen Mistol eine fehlende Kontinuität und zu starke Zentralisierung der Bildungspolitik aus. Es würden immer nur einzelne, zeitlich begrenzte Projekte, die gut abschließbar seien, umgesetzt. Danach erodiere aber die Struktur, weshalb hier eine gewisse Konstanz über längerer Zeithorizonte hinweg und auch ein Umdenken der Politik mit Blick auf Mittel- und Projektfinanzierung notwendig sei. Laut Ursula Regener muss ein solches Umdenken auch bei der Internationalisierung stattfinden. Das Konzept der Nachbarschaft und die Betonung der Gemeinsamkeiten müssten stärker in den Vordergrund gerückt und gleichzeitig Projekte an die jeweiligen Begebenheiten der Schulen angepasst werden.
Denn während man von Regensburg aus bis zur tschechischen Grenze nicht einmal zwei Stunden benötige, lernten Schüler*innen in der Schule lieber Französisch, Spanisch oder sogar Chinesisch und Russisch. Für den Erfolg zukünftiger und bereits bestehender Projekte ist es also wichtig, dass Menschen früh mit der Sprache und dem Land in Berührung kommen, da die Bereitschaft, auch an der Universität tschechisch-sprachige Angebote anzunehmen, steigt, wenn bereits in der Kindheit und Jugend Kontakt zum Nachbarland und dessen Kultur besteht.